Exhibition Text
Mit dieser Ausstellung wird zum ersten Mal das photographische Werk von Dr. Franz Roh umfassend präsentiert. Dr. Franz Roh (1890–1965) war bis heute mehr als Kunstkritiker und Kunsthistoriker bekannt, denn als Photograph: Das von ihm 1929 in Stuttgart herausgegebene Buch "Foto-Auge" machte durch seine hochqualifizierte Dokumentation der Photographie der 20er Jahre Photographiegeschichte. Viele der in ihm dokumentierten Künstler gehörten zum Bauhaus oder seinem Umfeld. Erst seit kurzem wissen wir, daß Dr. Franz Roh auch höchst interessante Photographien von hervorragender Qualität machte. In der relativ kurzen Zeit von 1922 bis 1933 entwickelte er ein in sich geschlossenes Werk, wobei die Zeit von 1927 bis 1933 besonders von photographischen Experimenten ausgefüllt wurde. Durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu Moholy-Nagy zur Photographie angeregt, läßt sich auch der künstlerische Einfluß Moholys im Werk von
Dr. Franz Roh erkennen: Ein Großteil seiner Photographien sind surrealistische Negativdrucke, wie wir sie ähnlich von Moholy kennen. Die unterschiedlichsten Motive, z.B. Stadtlandschaften und Autos werden durch die Umkehrung ins Negative ins Mysteriöse verfremdet, beklemmende Ängste vor Metropolis heraufbeschworen. Einen besonderen Rang innerhalb des nicht sehr umfassenden Werkes nehmen die doppelt belichteten Aktphotographien ein: Torsohafte Bruchstücke weiblicher Körper werden überlagert von Gebäudeausschnitten und Waldansichten. Körper, Natur und Architektur ringen vielschichtig überlagert miteinander um die Vorherrschaft.
