Happy Birthday Photography

Vintage Photographs from 1840–1956

EXHIBITION Aug 1 — Sep 30, 1989

150 Jahre Photographie sind Anlaß eine Auswahl der schönsten und bedeutendsten künstlerischen Photographien, die die Kicken - Pauseback Galerie und die Galerie Alain Paviot, Paris, in den letzten Jahren für diese Ausstellung gesammelt haben, zu zeigen. Die Beispiele photographischer Kunst, die hier vorgestellt werden, reichen von der Generation der Erfinder, also von William Henry Fox Talbot und dem Kreis um Louis Jacques Mandé Daguerre, bis weit in unser Jahrhundert. Gezeigt werden ca. 30 Meisterwerke der Photographie, die unsere HOMMAGE an das wichtigste neue Medium der letzten 150 Jahre darstellen.
Das 19. Jh., hauptsächlich durch die britische und die französische Photographie geprägt, ist durch William Henry Fox Talbot, Julia Margaret Cameron, Anna Atkins, Felix Nadar, Maxime du Camp, Charles Nègre, Gustave Le Gray, und Edouard- Denis Baldus repräsentiert.
Ein besonderer Höhepunkt unserer Ausstellung bilden zwei Daguerreotypien von Andreas Ritter von Ettingshausen. Der österreichische Physiker Andreas Ritter von Ettingshausen (179b-1878) wurde 1839 von Fürst Metternich nach Paris gesandt, um von Louis Jacques Mandé Daguerre in die Erstellung von Daguerreotypien eingeführt zu werden. Im März 1840 war Ettingshausen von Paris nach Wien zurückgekehrt und lichtete den 24 mal vergrösserten Querschnitt einer Clematis ab. Dies ist die erste bekannte photographische Vergrößerung. Im April 1840 photographierte er die Wiener Hofreitschule und das Burgtheater. Eine Daguerreotypie, die sich vor allem durch die klassischen Kompositionsgesetze der perspektivischen Darstellung auszeichnet.
Auf der Schwelle zum 20. Jh. finden sich Beispiele des Österreichers Heinrich Kühn, der die impressionistische Photographie zur Perfektion steigerte und Eugène Atget, der letzte große Photograph der Pariser Schule, mit dessen Werk die Photographie des 19.Jh. endete. Seine Ästhetik, die sich aus einer intensiven Beobachtung des stummen Dialoges entfaltete, der sich zwischen den Werken der Menschen und der Natur, zwischen Körpern aus Stein und dem Licht vollzog, bereitete den Weg zur facettenreichen und vielschichtigen Photographie des 20.Jh.
Die Entwicklung der Photographie zu Beginn des 20.Jh. war noch durch die Annäherung an die Malerei gekennzeichnet, wie es bei den frühen Portraitstilisierungen von Hugo Erfuth zu erkennen ist. Auch der Tscheche František Drtikol war noch in seinen frühen Arbeiten vom Jugendstil und Symbolismus beeinflusst, bis er in den zwanziger Jahren zu den Akt-Kompositionen mit kubistischen Versatzstücken gelangte und später zur völligen "Abstraktion" des Aktes.
Durch die zunehmende Industrialisierung und ein neues Verhältnis zur Realität als optimistisches Bekenntnis zur Technik bildete sich in der Photographie nach dem ersten Weltkrieg der Begriff "Neue Sachlichkeit" heraus. Hierdurch wendete sich die Photographie von den Konventionen der bildenden Kunst ab und fand ihre eigene Identität. Dem Konzept der "Neuen Sachlichkeit" entsprechend, lassen sich in den verschiedensten Ländern, völlig unabhängig voneinander, Vertreter dieser Richtung finden. Albert Renger-Patzsch mit Aufnahmen von Maschinendetails ist hier zu nennen, ebenso der Amerikaner Paul Strand, wie auch der Tscheche Jaromír Funke. August Sander, dessen typenhafte Darstellung die Portraitphotographie revolutionierte, ist in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben. Auch die Photographin Aenne Biermann mit den Portraitstudien ihrer Kinder entspricht diesem Konzept der "Neuen Photographie". Ein weiteres Phänomen, das die zwanziger Jahre kennzeichnete, waren die photographischen Experimente, durch die die Grenzen der herkömmlichen Photographie gesprengt wurden. Photogramme, Photomontagen, Negativdrucke, Verzerrungen und Schadographien von Laszlo Moholy-Nagy, El Lissitzky, Rodschenko, Man Ray, André Kertész und Christian Schad entstanden, die aufzeigten zu welcher Vielfältigkeit die Photographie mit ihren wichtigsten Vertretern fähig war.