Josef Sudek
EXHIBITION Apr 30 — May 28, 1988
Exhibition Text
Das Werk Josef Sudeks fand durch seinen Tod ein plötzliches und unerwartetes Ende. Sein Werk blieb unvollendet, obgleich der Schöpfer im hohen Alter von achtzig Jahren starb. Hinter ihm liegen sechzig Jahre produktiver Arbeit, die immer begleitet war von einem ständigen Suchen von neuen Experimenten und Motiven.
'Die Barrieren und die Vereinsamung', die sich Sudek als seinen Lebensstil schuf, garantierten ihm Unabhängigkeit
und die Möglichkeit sich zu konzentrieren. Der Zyklus 'Fenster meines Ateliers' sagt etwas über diese Barriere zwischen Sudek und der Welt aus – fast stets ist es ein Blick nach draußen, immer ist hier das Fenster, mit Regentropfen übersätes, zufrierendes Glas, das Sudek mit der Außenwelt nur durch die Erinnerung verbindet. Sudeks Werk – in den Augen des Publikums sind dies zumeist seine Photographien seit den vierziger Jahren, also etwa von einer Zeit an, als er aufhört zu vergrößern und seine Negative nur noch kopiert. Damit bleibt jedoch eine wichtige, mehr als zwanzigjährige photographische Arbeit ausgespart, die dem vorausgegangen war. Bereits mit seinen Photographien aus den dreißiger Jahren bewies Sudek, daß er auch zum 'Leben der Gegenstände' vorzudringen verstand. Als ob er mit seinen damaligen Reklamephotos von Glas, Keramik, Porzellan, Büchern und Teppichen die vierzig Jahre später entstandenen Photographien der Zyklen 'Kontraste' und 'Labyrinthe' gewissermaßen vorwegnahm. Ungefähr in den Siebzigern machte er sich erneut daran, das Licht im Glas und verschiedene Oberflächenstrukturen zu erproben. Einen Zyklus widmete er alten majestätischen oder bereits absterbenden Bäumen . Er benannte ihn 'Verschwundene Statuen'. Jahre hindurch suchte er die einzelnen Bäume aus; er wußte ganz genau, an welchem Tag, zu welcher Stunde und von welcher Seite er seinen Auserwählten zu photographieren hatte.