Umbo

EXHIBITION Sep 28 — Dec 31, 2000

Am 18. Januar 1902 wurde in Düsseldorf einer der bedeutendsten Photographen der Moderne geboren: UMBO (Otto Umbehr, 1902–1980). Sein Name ist untrennbar verbunden mit der modernen Photographie und hier insbesondere mit der Entwicklung eines radikal neuen Typus des Porträtbildnisses im Berlin der 1920er Jahre. Mit seinen expressiven Großaufnahmen, die schon vor 1926 entstanden, gilt Umbo heute neben Man Ray, Moholy-Nagy u.a. als einer der großen Innovatoren der Photographiegeschichte. Ausgebildet am Bauhaus in Weimar kam Umbo 1923 nach Berlin und wurde rasch Teil der künstlerischen Zirkel, die sich im berühmten „Romanischen Cafe" und im Russenlokal "Tary Bary" trafen. In Berlin entwickelte UMBO Groß- und Detailaufnahmen als neue Ausdrucksformen des photographischen Porträts. Er porträtierte seine Künstlerfreunde, Schauspielerinnen, die Berliner Bohemeszene. Und mit seinen Frauenporträts förderte er das Bild der jungen, modernen, selbstständigen und emanzipierten „Neuen Frau" seiner Zeit. Gleichzeitig entwickelte er sich zu einem der Pioniere der Photomontage. So fertigte er 1926 für Walter Ruttmanns Film „Berlin. Die Sinfonie der Großstadt" das berühmte Collage vom "Rasenden Reporter". Er gründete die heute legendäre Photoagentur „Dephot", die maßgeblichen Anteil an der Revolutionierung des Bildjournalismus hatte. Inspiriert von der filmischen Erzähltechnik schuf Umbo in seinen Photo-Essays, der modernen Form der Reportage, poetische Bildberichte. Seine bevorzugten Sujets fand er beim Beobachten der Vergnügungen und Zerstreuungen der Großstädter – beim Flanieren auf den Berliner Boulevards, im Zirkus, im Kabarett, am Badestrand. Herausragende Beispiele seiner einfühlsamen Reportage-Serien sind die Sequenz über den Clown Grock oder das heimliche Leben der Schaufensterpuppen. Nachdem das NS-Propaganda-Ministerium seine Agentur im November 1933 geschlossen hatte, und bei einem Bomben-Angriff im August 1943 sein Atelier mit allen Negativen und Originalabzügen vernichtet worden war, geriet Umbo und sein Werk vorübergehend in Vergessenheit. Erst Ende der 1970er Jahre wurde er von der Kunstwelt „wiederentdeckt" – er verdiente damals seinen Lebensunterhalt als Kassierer in der Kestner-Gesellschaft in Hannover. Von seinen Werken, die auf allen namhaften Photoausstellungen der Avantgarde in den Jahren 1928–1933 vertreten waren, hat nur eine kleine Gruppe von 135 Originalen überlebt. Dieses Konvolut zählt heute zu den größten Kostbarkeiten der Photographie nur wenige Museen der Welt können Beispiele aus Umbo' s berühmtem photographischen Oeuvre ihr eigen nennen. Am 18. Januar 2002 hätte Umbo seinen 100. Geburtstag gefeiert.